Temu Zollgebühren in Deutschland: Was Sie wissen müssen

Der Online-Marktplatz Temu ist in Deutschland in aller Munde. Mit extrem günstigen Preisen und einer riesigen Produktauswahl lockt die Plattform täglich neue Käufer an. Doch sobald es um den Versand aus China geht, stellen sich viele die gleiche Frage: Muss man bei Temu Zollgebühren zahlen? Dieser Artikel erklärt verständlich, wann Kosten entstehen, wie hoch sie sind und welche Regeln in Deutschland wirklich gelten.

Was sind Zollgebühren?

Zollgebühren sind staatliche Abgaben, die beim Import von Waren aus Nicht-EU-Ländern anfallen. Sie dienen dem Schutz der europäischen Wirtschaft und gleichen Preisunterschiede zwischen Ländern aus.
In Deutschland können drei Arten von Abgaben relevant sein:

  • Zoll (Einfuhrzoll): abhängig von der Art der Ware

  • Einfuhrumsatzsteuer (EUSt): entspricht der Mehrwertsteuer

  • Verbrauchssteuern: etwa bei Alkohol, Tabak oder bestimmten Lebensmitteln

Beim Kauf über Temu betrifft Käufer vor allem der Zoll und die Einfuhrumsatzsteuer.

Was sind Zollgebühren?

Was sind Zollgebühren?

Wann fallen Temu Zollgebühren an?

Entscheidend ist der Gesamtwert Ihrer Bestellung – also Warenwert plus Versandkosten. Die Zollbehörden unterscheiden drei Stufen:

Kleine Bestellungen unter 150 Euro

Liegt der Wert Ihrer Sendung unter 150 Euro, wird kein Zoll erhoben. Es fällt lediglich die Einfuhrumsatzsteuer an. Diese beträgt in der Regel 19 %, bei bestimmten Produkten wie Büchern oder Lebensmitteln 7 %.

Temu und viele seiner Händler sind auf kleine Bestellungen spezialisiert, genau um diese Grenze nicht zu überschreiten. Dadurch bleiben viele Einkäufe zollfrei – zumindest in der Theorie.

Bestellungen über 150 Euro

Ab einem Gesamtwert von über 150 Euro kann Zoll erhoben werden. Der konkrete Satz hängt von der Art der Ware ab. Elektronikprodukte, Kleidung, Schmuck oder Kosmetik können unterschiedliche Zollsätze haben, meist zwischen 2 % und 14 %.
Auch hier kommt zusätzlich die Einfuhrumsatzsteuer hinzu. Diese Kombination kann einen ursprünglich günstigen Einkauf schnell verteuern.

Die Einfuhrumsatzsteuer im Detail

Die Einfuhrumsatzsteuer ist praktisch die Mehrwertsteuer auf importierte Waren. Sie wird unabhängig vom Zollwert immer fällig, sobald eine Ware aus einem Nicht-EU-Land nach Deutschland eingeführt wird.

Viele Käufer bemerken diese Steuer gar nicht, weil sie bei Temu oft bereits im Kaufpreis enthalten ist. Das liegt am sogenannten IOSS-Verfahren (Import One Stop Shop). Temu kann über dieses System die Steuer schon beim Kauf einziehen und an die EU abführen.

In diesem Fall zahlen Sie keine zusätzlichen Beträge bei Lieferung. Fehlt diese Vorabregelung, erhebt entweder das Zollamt oder der Paketdienst die Steuer nachträglich.

Die Einfuhrumsatzsteuer im Detail

Die Einfuhrumsatzsteuer im Detail

Wer kassiert die Gebühren?

Es gibt zwei gängige Abläufe:

Zustellung über Paketdienst

Dienste wie DHL oder Hermes übernehmen häufig die Zollabfertigung und berechnen dem Empfänger bei der Lieferung die fälligen Gebühren. Diese enthalten Zoll, Einfuhrumsatzsteuer und eine kleine Bearbeitungspauschale.

Abholung beim Zollamt

Manchmal bleibt das Paket beim Zoll hängen, wenn Angaben fehlen oder unklar sind. Dann erhalten Sie eine Benachrichtigung und müssen die Ware selbst beim Zollamt abholen. Dort legen Sie Kaufbelege, Rechnungen oder Zahlungsnachweise vor, damit der Zoll den genauen Wert ermitteln kann.

Typische Probleme bei Temu-Bestellungen

Falsche Wertangaben

Einige Händler geben den Warenwert zu niedrig an, um Zollgebühren zu vermeiden. Wenn der Zoll das bemerkt, kann es zu Nachforderungen oder sogar Strafen kommen. Die Behörde prüft stichprobenartig Sendungen und gleicht Angaben mit realen Marktpreisen ab.

Fehlende Trennung von Waren- und Versandkosten

Wenn Versandkosten nicht separat ausgewiesen werden, zählt der gesamte Rechnungsbetrag als Zollwert. Dadurch können Abgaben unnötig steigen.

Rücksendungen und Erstattungen

Bei Rücksendungen nach China wird es kompliziert. Käufer müssen meist selbst für den Rückversand zahlen. Bereits gezahlte Einfuhrabgaben sind nur schwer rückforderbar, da dafür ein offizielles Zollverfahren nötig ist. Ein einfacher Rückversand, wie man ihn von Amazon kennt, ist bei Temu selten möglich.

Typische Probleme bei Temu-Bestellungen

Typische Probleme bei Temu-Bestellungen

Aktuelle Entwicklungen in der EU

Die Europäische Union plant derzeit, die 150-Euro-Freigrenze abzuschaffen. Damit wären künftig alle Sendungen aus Nicht-EU-Ländern grundsätzlich zollpflichtig.

Der Hintergrund: Plattformen wie Temu oder Shein umgehen durch viele kleine Sendungen weitgehend die Zollpflicht, was europäischen Händlern Nachteile bringt. Deutschland unterstützt die Abschaffung dieser Ausnahme, um fairere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Wenn die Regelung umgesetzt wird, könnten sich die Zollgebühren für Temu-Käufer spürbar erhöhen.

Tipps, um zusätzliche Kosten zu vermeiden

Bestellwert im Blick behalten

Achten Sie darauf, dass der Gesamtwert – inklusive Versand – unter 150 Euro bleibt. So umgehen Sie den eigentlichen Zoll.

Händler mit IOSS bevorzugen

Wählen Sie Händler, die am IOSS-Verfahren teilnehmen. So ist die Einfuhrumsatzsteuer bereits im Preis enthalten, und Sie müssen keine Nachzahlungen leisten.

Rechnungen und Belege sichern

Bewahren Sie nach jeder Bestellung Rechnung, Zahlungsbestätigung und Produktbeschreibung auf. Sollte der Zoll Nachweise verlangen, können Sie schnell reagieren.

Teure Artikel vermeiden

Hochpreisige Waren wie Elektronik, Schmuck oder Designerstücke sind nicht nur teurer, sondern auch häufiger zollpflichtig.

Mehrere kleine Bestellungen

Statt eine große Bestellung mit hohem Wert aufzugeben, teilen Sie Ihren Einkauf auf mehrere kleinere Sendungen auf. Das senkt das Risiko, über der Zollgrenze zu liegen.

Warum Temu trotzdem beliebt bleibt

Trotz möglicher Abgaben bleibt Temu in Deutschland erfolgreich. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Extrem niedrige Preise: Viele Produkte kosten nur einen Bruchteil des üblichen Einzelhandelspreises.

  • Vielfältige Auswahl: Von Mode über Technik bis hin zu Alltagsgegenständen – das Angebot ist riesig.

  • Direktimport aus China: Käufer umgehen Zwischenhändler, was die Preise weiter senkt.

  • Schnelle App-Erfahrung: Einfaches Bestellen und personalisierte Empfehlungen steigern den Komfort.

Doch wer dauerhaft bei Temu einkauft, sollte sich der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen bewusst sein. Nur so bleibt der Einkauf wirklich günstig.

Ob bei Temu Zollgebühren anfallen, hängt in erster Linie vom Wert Ihrer Bestellung ab. Unter 150 Euro bleibt es meist bei der Einfuhrumsatzsteuer, über dieser Grenze kann echter Zoll erhoben werden.

Wer mit Bedacht bestellt, Händler sorgfältig auswählt und Belege aufbewahrt, hat wenig zu befürchten. Die wichtigsten Punkte lassen sich so zusammenfassen:

  • Kleine Bestellungen bleiben meist zollfrei.

  • Einfuhrumsatzsteuer fällt fast immer an – oft bereits im Preis enthalten.

  • Der Zoll wird nur bei teureren oder speziellen Waren erhoben.

Mit etwas Planung können Sie also auch weiterhin bei Temu einkaufen, ohne böse Überraschungen durch unerwartete Gebühren zu erleben.

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